Als Sechsjähriger lebte ich mit meinen Eltern in einem sozialen Brennpunkt –wo wir die Türen unseres Hauses in der Nacht fest verriegelt halten mussten. Um durch die Hintertür in den Garten zu gelangen, hatte mein Vater den Schlüssel immer oben, über dem Türrahmen deponiert.
Eines Nachts wurde ich von den lauten Geräuschen eines schweren Unwetters geweckt. Ich stand auf und wollte durch den Flur in das Schlafzimmer meiner Eltern gelangen. Doch ich wurde durch dicke Rauchwolken gestoppt. Ein Blitz hatte unser Haus getroffen und es in Brand gesteckt. Wie sollte ich herausfinden. Die Flammen hinderten mich zur Vordertür zu kommen und die Hintertür war verschlossen.Panik erfasste mich. Doch plötzlich spürte ich in der Dunkelheit die warme Hand meines Vaters, der meine Hand nahm und mich aus dem Haus in den Garten brachte. Der kühle Regen auf meiner Haut fühlte sich so gut an. Dann ließ er mich los und ging zurück in Richtung Haus.
Ich hörte meine Mutter laut meinen Namen rufen: „Markus, Markus!”„Hier bin ich,” antwortete ich. Sie lief auf mich zu und gemeinsam gingen wir um das Haus herum bis zum Eingang, wo wir meinen Vater mit dem Baby und meiner zweijährigen Schwester Anna fanden.„Gott sei Dank. Du bist gerettet!” sagte er, sichtlich erleichtert. Mein Vater erzählte dann, dass er zu mir kommen wollte, aber die Flammen unüberwindbar waren. Plötzlich wurde mir klar: es war nicht mein Vater, der mich aus dem brennenden Haus geführt hatte. Das war vor zwölf Jahren.
Und niemals habe ich die warme, starke Hand vergessen, die mich befreit hat, und die mich heute noch hält und leitet –durch jede Dunkelheit.